S Hutzgüri

S eerscht Mool ghöört me vom Hutzgüri vomene Pfaarer, wo 1599 gschriibe hed, ass am Hirsmeendig, das isch der hüttig Faasnechtsmeendig, jungi Bursche «abgötterey mit einem vermumten schönbart» driibe häi, «dem sie sagen den ‹Gytzgyr›».
Um s Joor 1600 wiird die Häischegstalt au in Dänniken und Wintersingen aktechundig. Me nimmt aa, ass «-güri», «-giri» vo Unghüür chunnt, und ass der eerscht Woortdäil «Hotz», «Hutz»
– «hutzen», also hüpfe, uufspringe bedüted.
S Hutzgüri isch alson e Häischebruuch, wo wyt in die alemannische Zytte zrugg goot. D Faasnecht, wie me se hüt kennt, isch no lang nit «erfunde» gsii. Au wenn s Hutzgüri und syyni Kompaane mit Laarffen und alte Chläider verchläided syy, hed dä Bruuch
nüt mit der Faasnecht z due.
Soo um 1900 isch s Hutzgüri im Baaselbiet verschwunden oder zumene räine Chinderbruuch apgwäärted worde. Im Buech vom Eduard Strübin «Baselbieter Volksleben» chaa men under anderem noochelääse, wie s öppe 1861 bim Hutzgüri zuegangen isch: «Wir verkleideten uns mit Weiberröcken, grossen Kitteln, Zipfelkappen, schwärzten die Gesichter (weil der Lehrer die Larven verboten hatte) und gingen so, 10 bis 13 Buben, um Eier singen…». Äin vo de Burschte, im Rock und aaghänktem Rossglüt, isch s Hutzgüri gsii.
1961 isch s denn z Sissech wiider sowyt gsii. Am Oobe vom Hirsmeendig isch s Hutzgüri wiider uuferstande. E chlyyni Gruppe isch mit vill Läärm dur s Doorff zooge. S Hutzgüri hed es Chalberfäll aaghaa – grad früsch us em Schlachthuus. Und um e Buuch hed s e Chalberstrick dräit mit Glogge draa. D Laarffe hed schröcklig uusgsee, ass d Chinder vor luuter Angscht dervoo gseckled syy. E verchläidede Bott hed das Undier ghebt und zwöi Wäibelwyyber häi miteme Chorb Äier, Anken und Wyy yygsammled.
Nach e baar Joor isch s Hutzgüri aber wiider in der Versänkig verschwunde. Doch sit 1985 isch s Hutzgüri wiider am Dunnschtig nach em Äschermittwuch uf de Stroosse vo Sissech umenander. Begläited wiird s vom Bott, em Schäärmuuser, em Veedokter und drei Wäibelwyyber. D Laarffee, mit Chuehörner und Wildsouzeen, gseet gfürchig uus. S Hutzgüri wiird vom Schäärmuuser miteme Chälberstrick ghebt, ass es nit apchaa und irgend nöimen e Landschaade chaa aarichte. D Wäibelwyyber sammle wie früeijer die erhäischte Gooben yy. Die wäärde denn nach em Umgang irgend nöime still und häimlig gässe. Am Zyschdig vor em Umgang wäärde die Persoone, wo me häimsuecht, uf witzigi Aart und Wyys voorgwarnt, ass sii au öppis z ässen und z drinke chönne richte.
Sit am 29. Hoornig 1992, nachere Pause vo öppe 150 Joor, macht au es Hutzgüri mitere stattlige Hoorde Rotheflue unsicher.
Im Geegesatz zu de däilwyys doch überbordende Faasnechtsveraastaltige, chunnt dä alt, alemannisch Häischebruuch z Sissech und z Rotheflue äifach derhäär. Nit lutt und nit blaarig.

häische/höische – verlangen
blaarig – sehr farbig

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